Felix Mendelssohn, Frankfurt am Main und der Cäcilien-Verein
Im Jahr 1925 stellte der damalige Archivar des Cäcilien-Vereins, Prof. Dr. Carl Heinrich Müller, eine große Übersicht zusammen zu den Berührungspunkten zwischen Felix Mendelssohn Bartholdy, der Stadt Frankfurt am Main im Allgemeinen und dem Cäcilien-Verein im Besonderen. Dieser Aufsatz von rund 17 Seiten erschien damals im Heft Nr. 10 des Magazins „Volk und Scholle“ (Seite 316-320) des historischen Vereins Hessen.
Ein Sonderabdruck dieses Beitrags kam über die Aufzeichnungen von Klaus W. Schumbert zu mir und ich habe mir erlaubt, den heute nicht mehr so leicht lesbaren Text in Frakturschrift neu zu setzen und aufzubereiten:
Neu gesetzte Fassung des Sonderdrucks von 1925 (PDF)
Dankenswerterweise hat Prof. Müller vor 100 Jahren auch bereits mit zahlreichen Quellen gearbeitet, die nunmehr ihrerseits auch digitalisiert vorliegen. Wem daran gelegen ist, einzelne Details genauer zu recherchieren, der oder die kann sich somit nun in vielen Fällen ein eigenes Bild der Originalquellen machen – die Einträge in der Literaturliste am Ende sind entsprechend verlinkt. Vor 100 Jahren dagegen konnte Prof. Müller hierfür statt Google Books oder dem Internet Archive auf das Musikhistorische Museum von Paul Hirsch zurückgreifen, bevor dieser einige Jahre später vor den Nationalsozialisten nach Cambridge floh und den größten Teil seiner äußerst umfassenden Sammlung mitnehmen konnte. Diese Sammlung ist heute Teil der British Library.
Ein solcher Beitrag ist heute in mehrerer Hinsicht faszinierend. Während einerseits Ereignisse aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts geschildert werden, die für den Autor noch nicht in ferner Vergangenheit liegen, ist es gleichzeitig in Sprache, Auswahl und Darstellung auch ein Blick in das Jahr 1925. Direkt fällt auf, wie mit der jüdischen Abstammung Mendelssohn Bartholdys umgegangen wird: Während einerseits die Ablehnung einiger Berlinerinnen deutlich kritisiert wird, werden andererseits auch wieder rassentheoretische Überlegungen angestellt, die in Kenntnis der Vernichtungen im Nationalsozialismus zurecht als falsch, unpassend und anstößig gesehen werden müssen.
Daneben bleibt aber ein umfassender Blick auf die vielen Aufenthalte des großen Komponisten im Rhein-Main-Gebiet (ein damals noch nicht üblicher Begriff), die weit über die hinlänglich bekannten Zitate und Widmungen Mendelssohn Bartholdys für den Cäcilien-Verein hinausgehen.
Viel Spaß bei der Lektüre wünscht
Ronald Bieber
P.S.: Falls ich bei der händischen Übertragung Fehler gemacht habe, freue ich mich über entsprechende Hinweise.
Quellen des obigen Artikels mit Verlinkungen
Stand 22.4.2025
1) Einen Vortrag „Über Mendelssohn und Frankfurt“ von Fräulein Lotti Schrader vom 6.10.1921 im hiesigen deutsch-reformierten Frauen-Verein durfte ich (im Manuskript) benutzen, wofür ich hier den geziemenden Dank abstatte.
2) Devrient, Eduard: Meine Erinnerungen an F. Mendelssohn-B. und seine Briefe an mich. Leipzig, Weber 1869.
2a) Wolff, Ernst: F. Mendelssohn-Bartholdy. Berlin. Harmonie. 1906.
3) Briefwechsel zwischen Göthe und Zelter. 1834.
4) Mendelssohn-B., Karl: Göthe und F. Mendelssohn-Bartholdy. Leipzig, Hirzel. 1871.
5) Lobe, Prof. J. C. Ein Quartett bei Göthe. Aus Weimars großer Zeit. Gartenlaube. Jahrg. 1867, S. 4.
6) Hensel, Sebastian: Die Familie Mendelssohn 1729 – 1847. 13 Aufl. 2 Bd. Berlin, Behr 1906. Dieses Hauptwerk ist in Folgendem ausgiebig benutzt worden, ebenso natürlich
6a) Briefe von Felix Mendelssohn, Herausg. Paul u. Karl M. Leipzig 1899.
7) Schnyder v. Wartensee, Franz Xaver: Lebens-Erinnerungen. Zürich 1887.
8) Hiller, Ferd.: Erinnerungsblätter. Köln 1884. — Ferner von demselben: F. Mendelssohn. Briefe und Erinnerungen. — Erst 1915 ist Hillers handsch. Nachlaß im Kölner städt. Archiv freigegeben.
9) Klingemann, Karl (junior): Felix Mendelssohns Briefwechsel mil Karl Klingemann (senior). Essen, Bädeker. 1909. — Klingemann war etwas älter als Mendelssohn, gehörte aber zu seinen liebsten Jugendfreunden. Felix hat viele seiner Gedichte komponiert, vor allem die berühmte „Heimkehr“, dann die Lieder: Der Frühling naht mit Brausen, Ringsum erschallt, ein Wiegenlied uff. — Das schottische Reisetagebuch (1829) mit vielen Gedichten von Klingemann, Zeichnungen und Kompositionen von Mendelssohn befindet sich in einer Abschrift von Mendelssohns Hand im Besitze der Familie Klingemann (General-Superint. Karl Klingemann-Koblenz und Dr. Felix Klingemann in Fechenheim-Mainkur bei Frankfurt a. M.)
10) Lampadius, Dr. W. A.: Felix Mendelssohn-Bartholdy, Leipzig, Leuckart. 1886. — Eine frühere Schrift des Verfassers (F. M. D. ein Denkmal für seine Freunde. Leipzig 1847) war unmittelbar nach dem Tobe Mendelssohns verfaßt und ist durch die neuere wesentlich ergänzt.
10a) Bauer, Prof. Dr. Moritz: Frankfurt und die Meister der Ton-Kunst, in „Geist und Leben im alten und neuen Frankfurt“ S. 105. Frankfurt a. M. Englert. 1918.
11) Pasqué, Ernst: Wer hat dich du schöner Wald? Eine Lieder-Erzählung aus dem Leben Felix Mendelssohns. Illustr. Frauen-Zeitung. 1891, Nr. 22. Auch in den „Wiesbadener Volksbüchern“ als Nr. 35 erschienen. — Ein gut beglaubigter Mendelssohn-Flügel befindet sich Im „Musik-Histor. Museum“ des Herrn N. Manskopf zu Frankfurt a. M.
12) Hanslick: Suite, Aufsätze über Musik und Musiker.
13) Frankfurter Zeitung vom 3.10.24.
14) Grove, Dictionary of Music a. Musicians III. 280.
15) Wolff, K.: Mendelssohn in Soden. Nassovia, Zeitschrift, Wiesbaden Jahrg. X, S. 44. 1909.
16) Didaskalia Jahrg. 1855, Nr. 299.
17) Speyer, Edward: Wilhelm Speyer, der Liederkomponist (1790 – 1878) Sein Leben und Verkehr mit seinen Zeitgenossen, dargestellt von seinem jüngsten Sohn E. Sp. Mit 47 Bildtafeln. München. Drei-Masten-Verlag 1925.
18) Müller, Carl Heinrich: Frankfurt a. M. und der deutsche Männergesang 1815 – 70. (Beiträge zur Geschichte des deutschen Männergesangs) Frankfurt, Kern u. Birner, 1925.
Die meisten der vorstehenden Druckschriften sind mir von der trefflichen Musik-Bibliothek des Herrn Paul Hirsch hier in F. zur Verfügung gestellt worden, wofür ich auch hier meinen verbindlichsten Dank abstatte. Nicht minder schulde ich Dank Herrn Nikolas Manskopf und seinem musikhistorischen Museum.